Sonntag, 30. Dezember 2012

Emmanuelle: "Ich bin raus"

Emmanuelle hat auf ihrem Blog einen Beitrag mit dem Titel "Wie eine gute Idee an der Ausführung scheitert, oder auch: "Ich bin raus"" veröffentlicht.

In dem Text legt sie ihre Beweggründe für den Eintritt sowie für den jetzigen Austritt aus dem Frankfurter Kollegium dar.

Einige Textpassagen stechen besonders heraus.

Ich habe, wie die meisten, aus der Presse von der Gründung erfahren.

Diese Aussage deckt sich mit der von anderen.

Aus einer Interessenvertretung für 'Kernies' wurde ein elitärer Kreis, dem nur zugehören darf, wer sich noch bei niemandem unbeliebt gemacht hat.
Ich habe DMs bekommen, die mir sagten, dass es kein Problem mit meiner Aufnahme geben werde. Bis zu dem Zeitpunkt war mir nicht einmal klar, dass sich diese Frage stellen könnte. Ich stutzte. Ich ging bis dahin davon aus, dass es eine offene Plattform sein sollte.
Starker Tobak.

Leider wurde meine Neugier auch vor Ort nicht gestillt. Denn ich habe auch dort nicht erfahren, wie der Entscheidungsprozess war, der zu der Gründung eines Vereins geführt hat. Die meisten, die ich fragte, antworteten 'als ich dazugekommen bin, war diese Entscheidung schon gefallen'.
Wer weiß, ob es jemals eine Antwort darauf geben wird, wer die ursprünglichen Initiatoren waren und damit diejenigen, die diverse Entscheidungen schon gefällt hatten.

Ich verstehe unter Transparenz nicht, dass alles in Echtzeit für jeden sichtbar sein muss. Aber ich erwarte, dass ein Entscheidungsweg nachvollziehbar sein muss.  Das ist einer der Punkte, die ich bei den Piraten immer als Mehrwert  gesehen habe, und den habe ich hier nicht wieder gefunden.
Dem kann ich persönlich nur vollumfänglich zustimmen und verweise an dieser Stelle auf die "definierten Arbeitsprozesse des Frankfurter Kollegiums", die einen Abschnitt zur "Transparenz" enthalten.

Endgültig unwohl gefühlt habe ich mich mit dem ganzen, als Berichte auftauchten, dass das ein oder andere Mitglied des Kernteams sich durchaus vorstellen kann, dass im Fall des Scheiterns der Piratenpartei ein 'Best-Off' der Mitglieder in der Mitgliederdatenbank des Vereins zu haben eine Basis für einen Neustart sein könne, und diese Berichte leider nicht aus der Luft gegriffen waren.
Das war jedoch zu keinem Zeitpunkt ein kommunizierte Ziel des Vereins, sondern ausschließlich die des betroffenen Gründers, der sich von dieser Aussage bisher noch nicht distanziert hat.
Erstaunlich, wenn auch wenig überraschend.

Vorstandssitzungen auf privaten  Servern, ohne Zugriffsmöglichkeiten, selbst für Mitglieder und das zu  Uhrzeiten, die für Arbeitnehmer sowieso nicht wirklich realistisch  waren, waren wohl noch Kinderkrankheiten aus der  'Vor-Gründungs-Guerilla'-Zeit.
Sicherlich.

Dann ging die wirklich unangenehme Phase  los. Nicht nur, dass die Gründerväter angefangen haben sich, entgegen  der Absprachen im Verhaltenskodex, auf der (internen) Mailingliste zu  zerfleischen, nein, die Angriffe von außen fingen an.
"#Kollegium - nimmt die Trolle da auf wo sie passieren #ideenkopierer" ;-)

Eigentlich ging das schon während der Gründung los. Es wurde als fürchterlich angesehen, dass eine Frau (also in dem Fall ich) das Protokoll geschrieben ... (Ganz unabhängig davon ist es noch immer nicht veröffentlicht. Und leider habe ich es nicht elektronisch, da ich es nicht auf meinem Rechner geschrieben habe)
<loriot> Ach? </loriot>

Es wird programmatisch in geschlossenen Mailinglisten gearbeitet, zu denen es nicht einmal eine öffentliche Zusammenfassung hinterher gibt (wie gesagt, ich verstehe unter Transparenz die Nachvollziehbarkeit der Entscheidung, nicht unbedingt die Mitarbeit eines jeden). Ich hätte mir hier moderierte Mailinglisten gewünscht, aber nicht völlig geschlossene.
Einzelne prominenten Piraten nehmen sich heraus, die Deutungshoheit über die Ziele und Wünsche der Gruppe zu haben und sehen den Rest der Mitglieder nur als schmückendes Beiwerk.

Und zuletzt: das Aufnahmegremium. Dieses hat tatsächlich die Aufgabe, über die Aufnahme von Mitgliedern zu entscheiden und nicht, wie ich es mir erhofft hatte, in die andere Richtung tätig werden (also jedem eine Chance geben, aber eine vereinfachte Möglichkeit zum Ausschluss, wenn die Mitarbeit nicht konstruktiv ist).
 Faszinierend...


Ich empfehle den gesamten Blogbeitrag zu lesen und bekunde auch gewisse Sympathien mit den Beweggründen für den Beitritt zu haben, möchte aber deutlich machen, dass ich das Kollegium (und ähnliche Gruppierungen, die sich unter Umständen zukünftig formieren könnten) als einen falschen Schritt in die falsche Richtung erachte. Derartiges muss schon im Keim erstickt werden.

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